Naturplaudereien über Vögel

Raufußkauz - Jäger der Nacht

Auf meinen abendlichen Reviergängen hab ich ihn gehört. Ein leicht vibrierendes und etwas anschwellendes „u-u-u-u-u“ drang aus dem tiefen und stillen Forst des Schiefergebirges. Zu Gesicht bekam ich ihn aber nicht, denn er ist ein ausgeprägter nächtlicher und heimlicher Jäger. Nach vielen geduldigen Ansitzen im Morgengrauen habe ich endlich seinen Tageseinstand entdeckt. Tagsüber zieht er sich zum Schlafen in den halbdunklen Forst zurück. Durch das Fernglas hab ich ihn sitzen sehen, den seltenen und stark gefährdeten Raufußkauz.

Langsam näherte ich mich, jeden Laut vermeidend, dem leicht schlummerten Vogel. In einem Fichtendickicht fand ich eine gute Deckung. Aus ca. 10 m lugte mein 300 mm Telezoom aus dem Versteck. Die Kamera war „schußbereit“. Beim ersten Blitz der Kamera schaute der Kauz noch etwas verträumt aus. Auf dem zweiten Foto sieht man schon, dass er jetzt hellwach war und mit seinen herrlich gelben Augen den seltsamen Besucher (das „Auge“ des Objektives!) im Dickicht erspäht hatte.

Das war ein eindeutiges Zeichen für den neugierigen Beobachter sich diskret zurück zu ziehen. Ich wollte nicht länger störend in den Tagesablauf des scheuen Vogels eingreifen. Behutsam zog ich mich zurück. Ein Blick durch das Fernglas gab mir nach einiger Zeit die Gewissheit, dass er wieder ruhig seinem „Tagesschläfchen“ nachging.

Nur wenigen Menschen ist eine unmittelbare Begegnung mit einem solch herrlichen Geschöpf in freier Natur gegönnt. Dieser Augenblick wird mir ewig im Gedächtnis bleiben.